"Jeder Klaps – ein Japs!" - Japan auf österreichischen und deutschen Propagandabildpostkarten während des Ersten Weltkriegs

27.03.2025 18:00 - 19:30

Eine hybride u:japan lecture von emer. o. Univ.-Prof. Dr. Sepp Linhart (Universität Wien)

| Abstract |

Vom 2. September 1914 bis zum 7. November 1914 kämpfte Japan gegen Deutschland um das deutsche Pachtgebiet Tsingtau in Kiautschou auf der Shandong-Halbinsel in China. Auch Österreich war auf Seiten Deutschlands mit Teilen der Besatzung des Stationsschiffs Kaiserin Elisabeth an den Kampfhandlungen beteiligt. Nach der deutschen Kapitulation kamen etwa 5000 Soldaten in japanische Gefangenschaft, viele bis 1920. 

Trotz der kurzen, nur zehnwöchigen Dauer der Kämpfe erschienen hunderte Kriegspropagandabildpostkarten, die die Alliierten einschließlich Japans oder auch nur Japan zum Inhalt hatten. Viele dieser Bilder hatten auch Entsprechungen in deutschen und österreichischen satirischen Zeitschriften. Etwa 6 Millionen Postkarten, meist Bildpostkarten, wurden täglich an die Front bzw. in die Heimat verschickt, so dass die Rolle dieses Bildmediums gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. 

In meinem Vortrag versuche ich, etwa 400 solcher Bildpostkarten aus meiner eigenen Sammlung, aus Publikationen oder aus dem Internet zu analysieren. Da Deutschland ab 1915 bereits eine Politik der Annäherung an Japan betrieb, wurden ab 1916 abfällige Publikationen und Illustrationen über Japan verboten. 

Auch wenn solcherart deutsche und österreichische Kriegspropagandakarten gegen Japan ein äußerst kurzlebiges Phänomen waren, dürften sie, da sie die bereits in der Bevölkerung vorhandenen antijapanischen Stereotypen bündelten und verstärkten, unser Japan-Bild maßgeblich beeinflusst haben. In diesem Vortrag versuche ich eine statistische Analyse der Inhalte dieser Karten vorzunehmen und die wesentlichen Inhalte dieser antijapanischen Propaganda herauszuarbeiten. Neben den beiden bereits hinlänglich bekannten Stereotypen von Japan als „Affen“ und als „Gelbe Gefahr“ werden auf etlichen Karten die Japaner auch als „Wilde“ und „Unzivilisierte“ gezeichnet, was meiner Meinung zum Teil auf den Hass auf England, dessen Verbündeter Japan seit 1902 war, zurückzuführen ist.    

| Bio |

Sepp LINHART habilitierte sich 1976 mit der Monographie Arbeit, Freizeit und Familie in Japan (Institut für Asienkunde, Hamburg) für das Fach Japanologie an der Universität Wien und war dann ab Februar 1978 bis zu seiner Emeritierung im September 2012 durch 69 Semester ordentlicher Professor für Japanologie. Während dieser Zeit nahm er Gastprofessuren an der University of Washington in Seattle, an der Universität Kyoto, am International Institute for Japanese Studies in Kyoto, an der Universität Tampere, an der Universität Paris VII und an der Momoyama Gakuin Universität in Osaka wahr, von der er auch ein Ehrendoktorat erhielt. Für sein auf Japanisch geschriebenes Buch Ken no bunka-shi (Kulturgeschichte des Ken-Spiels, Verlag Kadokawa, 1998) erhielt er 2005 den Yamagata  Bantō-Preis. Er verfasste acht Monographien und gab 34 Sammelbände heraus. Insgesamt ist er für über 200 wissenschaftliche Aufsätze verantwortlich, die auf Deutsch, Japanisch Englisch, Französisch, Italienisch, Litauisch, Ungarisch und Arabisch erschienen. Er betreute ca. 40 Dissertationen und 160 Magister- und Master-Arbeiten. Sein besonderes Interesse gilt der Erforschung von Arbeit und Freizeit, der Populärkultur und von Karikaturen in Japan vom 19. Jh. bis zur Gegenwart sowie dem Wandel des Japan-Bildes im Westen.  

| Date & Time |

u:japan lecture | s10e03
Thursday 2025-03-27, 18:00~19:30

Place & Preparations | 

| Plattform & Link |

| Further Questions? |

Please contact ujapanlectures.ostasien@univie.ac.at or visit https://japanologie.univie.ac.at/ujapanlectures/s10/#e03.

Organiser:

Institut für Ostasienwissenschaften - Japanologie

Location:
Seminarraum 1 (JAP 1)