TAFEL 13: Die Bildpostkarten der Kokkei Shinbun『滑稽新聞』

Die Bildpostkarten der Kokkei Shinbun oder Humoristischen Zeitung waren ein kurzlebiges Projekt des Journalisten und Medienhistorikers Miyatake Gaikotsu (宮武骸骨1867-1955), mit dem er die Qualität der japanischen Bildpostkarten verbessern wollte. Von Mai 1907 bis Juni 1909 erschienen insgesamt 26 Hefte einer Beilage zu seiner Monatsschrift unter dem Titel Ehagaki sekai 『絵葉書世界』, Die Welt der Bildpostkarten. Da jedes Heft 30 Karten zum Ausschneiden beinhaltete, gibt es 780 solcher bunt gezeichneter Karten, die meist mit einer Signatur des jeweiligen Künstlers versehen sind, wobei viele Künstler heute allerdings nicht bekannt sind. Besonderheiten dieser Karten sind die Titelstreifen, die vor dem Gebrauch als Postkarten abgeschnitten werden mussten, damit sie die vorgeschriebene Größe von Postkarten erreichten, und kleine Zeichnungen auf der Adressseite, dort wo die Briefmarke aufzukleben war. Diese Minibilder hatten einen Bezug zum Thema der Karte und stellten so kleine Bilderrätsel dar. Bei postalisch verwendeten Karten musste man die Briefmarken ablösen, ehe man zu diesem bildlichen Hinweis vorstieß.

Liste der ausgestellten Objekte (13)

  • Links:
  • 01-03 Titelblatt der Nr. 19 der Beilage zur Monatsschrift Kokkei shinbun, Ehagaki sekai, vom 1. November 1908
  • 02 Rote Ahornblätter Momiji「紅葉」. Unter dem bunten Schirm können wir ein Liebespaar vermuten, das gemeinsam sein Picknick verzehrt. Hinweis auf der Rück-seite: Bentō-Box. Künstlerlogo: Schräges H/ Katakana ki in Quadrat.
  • 03 Tischofen Kōtatsu「炬燵」. Hinweis: Katze macht Katzenbuckel. Soll wohl an-deuten, wie wohlig warm es unter dem Tisch ist, unter dem die Katze gerade heraus-gekommen ist. Künstler: Bokuchitei Kuronbō
  • Links unten:
  • 04-07 Seite aus Nr. 19 mit vier Karten
  • 04 Schwindelei einer Konkubine Mekake no sagi shudan「妾の詐欺手段」. Frau täuscht Schwangerschaft vor. Hinweis: Kopf eines älteren lüsternen Mannes. Künstler: Komeno Hakusui
  • 05 Ein Traum, in dem er Geld auf der Straße gefunden hat Kane o hirouta yume 「金を拾ふた夢」.Text: Kane o hirouta no wa yume. Kōri ni shōben shita no wa jitsu. 「金を拾ふたのは夢氷に小便したのは実」Dass er Geld auf der Straße gefunden hat, war nur ein Traum. Aber dass er auf das Eis gepinkelt hat, war wahr. Hinweis: Zwei Schmetterlinge.
  • 06 Floh und Huhn Nomi to Niwatori 「蚤と鶏」. Lange Frau und kleiner Mann, langer Mann und kleine Frau. Text: Nagashi mijikashi 「長し短し」(Lang und kurz). Hinweis: abgelegter Obi – soll wohl andeuten, dass die Körpergröße beim Sex keine Rolle spielt.
  • 07 Der Voyeur Kume Deba Kume 「出歯久米」. Frau wäscht im Bach stehend Wäsche, der Heilige Kume segelt herbei, um ihre nackten Füße zu sehen und stürzt ab. Text: Entsprechende Stelle aus dem Tsurezuregusa. Hinweis: Der abstürzende Heilige. Künstler: Nishikawa Sukenobu西川祐信. Voyeur heißt heute debakame出歯亀, Deba Kume ist also ein Wortspiel.
  • Reihe A: 08 Für die spätere Mondschau Nochi no tsukimi 「後の月見」. Soja-bohnen (edamame枝豆) auf Teller, gelb und rund wie ein Vollmond. Hinweis: Frau bei der Mondbetrachtung. Heft Nr. 6 vom Oktober 1907.
  • Reihe B: 09 Ein glückliches Neues Jahr! Kyōga shinnen「恭賀新年」. Zwei Frauen im öffentlichen Bad neigen beim gegenseitigen Neujahrsglückwunsch ihre Köpfe zueinander, so dass ihre Frisuren einen Schmetterling bilden. Text: Sentō de hadaka-dōshi no o-yorokobi kana銭湯で裸同士の御慶かな Welche Freude bei den nackten Bekannten im Badehaus! Hinweis: Eingang ins Frauenbad. Künstlerlogo: Nabezō in Aubergine. Heft Nr. 9 Januar 1908.
  • Reihe C: 10 Eine weiße Maus (= ein alter treuer Diener) im Kontor). Chōba no shironezumi「帳場の白ねずみ」. (Ein nackter Mann, nur mit Lendenschurz beklei-det, gerät auf allen Vieren wohl zu einer Frau kriechend mit der rechten Hand in eine Mausefalle. Hinweis: Frau liegt im Bett. Künstlerlogo: 粥喰亭玉乱案 Kayukuitei Tama-ran. Heft Nr. 10 vom Februar 1908.
  • Reihe D:
  • 11 Ein Zen-Gelehrter Zen kenkyūsha「禅研究者」. Mann mit rotem Um-hang liest bei Kerzenlicht. Hinweis: Daruma-Puppe. Künstlerlogo: Nabezō in Aubergi-ne. Heft Nr. 20, Dezember 1908
  • 12 Ein Sumo-Ringer aus dem Theater Engeki no rikishi「演劇の力士」. Sumō-Ringer mit Schwert und Fächer hebt seinen Kimono an, so dass man seine dünnen Beine sehen kann. Text: Sekitori senryō nobori「関取千両幟」Banner eines Sumo-Ringers.. Hinweis: Schiedsrichterfächer. Heft Nr. 18, Oktober 1908
  • Reihe E:
  • 13 Unterdrückung der Äußerlichkeiten Kyoreisha no assei虚礼者の圧制、Briefträger, niedergedrückt von der Last der Post. Hinweis: Briefkasten. Heft Nr. 21, Jänner 1909
  • 14 Feuer! Feuer! Kaji da, kaji da 「火事だ火事だ」Ältere Frau mit entblößtem Oberkörper schlägt mit Metallstäbchen auf Pfanne. Text: Nusubito o oikaesu hō「盗人追返す法」. Methode, einen Dieb zu vertreiben. Miyako Shinbun都新聞. Hinweis: Dieb läuft davon. Nach dem Vorbild von Tokyo Nabezō. Heft Nr. 23, März 1909.