VORTRAG | Soziale Beziehungen und gegenseitige Hilfe in ländlichen Kommunen in Kyūshū

06.10.2016

Donnerstag, 6. Oktober 2016 | 18:30 | Japanologie, Seminarraum 1

Die Bewohner der Präfekturen Saga und Ōita werden von Großstädtern gern als Hinterwäldler (inakappe) bezeichnet, die Zugezogenen und jeglichem Wandel gegenüber skeptisch sind. Der Vortrag analysiert soziale Beziehungen in Arita (Saga) und Taketa (Ōita) hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Alltagsleben der Einwohner beider Kommunen.

Ein differenzierter Blick auf ländliche Kommunen aus der Perspektive sozialer Beziehungen ermöglicht Einblicke in soziale In- und Exklusionsmechanismen und die Verflechtungen von sozialem und ökonomischem Kapital. Letztere zeigen sich insbesondere anhand (alternativer) Tausch-netzwerke von Waren und Dienstleistungen, die schon ein wichtiger Teil agrarischer Gemeinschaften in Japan waren und heute auch vor dem Hintergrund ökonomi-scher und sozialer Probleme im neoliberalen Japan der Gegenwart wiederentdeckt werden. Sie weichen nicht nur Grenzen zwischen „Einheimischen“ und „Zugezogenen“ auf, sondern werden von den Kommunalverwaltungen mitunter sogar unterstützt, um ländliche Ökonomien zu revitalisieren.

Der Vortrag zeigt, wie verschiedene Akteure im ländlichen Japan im Spannungsfeld von alternativen Lebensstilen, Traditionen und den Versuchen staatlich-kommunaler Übernahme ihrer Praktiken soziale Beziehungen aushandeln.

 

Cornelia Reiher ist Juniorprofessorin für die Gesellschaft Japans an der Freien Universität Berlin. Sie promovierte zu lokalen Identitäten und ländlicher Revitalisierung in Japan und forscht aktuell zu Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz in Japan sowie zu kulinarischer Globalisierung, transnationalen sozialen Bewegungen und dem globalen Nahrungsmittelsystem.