Japannual 2021

27.09.2021

Die 5. Japanischen Filmtage in Wien von 6. bis 10. Oktober 2021, veranstaltet von der Österreichisch-Japanischen Gesellschaft.

Japannual 2021 Info

Im letzten Jahr lies die Pandemie und die damit verbundenen Ein-schränkungen die Japanischen Filmtage in Wien ebenso wie den gesamten Kulturbetrieb der Stadt ein wenig auf der Stelle treten. Umso mehr freuen wir uns, dass Japannual 2021 nun Dank der Zauberformel 3G wieder auf einen gefahrlos gefüllten Kinosaal im Filmcasino hoffen darf und der mittlerweile schon gewohnte Überblick über die Filmlandschaft Japans nun bereits zum fünften Mal in all der erforderlichen Breite und dem nötigen Abstand erfolgen kann.

Als Eröffnungsfilm im heurigen Jahr haben wir mit Under the Open Sky der arrivierten Regisseurin Miwa NISHIKAWA eine Yakuza Läuterung gewählt, die ganz auf das Charisma ihres Hauptdarstellers Koji YAKUSHO setzt und von seiner starken Ausstrahlung in den Bann genommen wird. Der von ihm dargestellte Charakter versucht, nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, der Gewalt abzuschwören und im normalen Leben Fuß zu fassen. Für die Regisseurin ist es eine Wiederaufnahme des Motivs von der Rückkehr in eine fremdgewordene Umgebung und ihrem Hauptdarsteller gelingt es erneut, seinen herausragenden Stellenwert im japanischen Film unter Beweis zu stellen. 

Mit dem Film Hokusai über den gleichnamigen Maler, dessen berühmtester Holzschnitt der Großen Welle gleichzeitig das wohl einprägsamste Bild aus Japan darstellt, zeigt Regisseur HASHIMOTO ein Historiendrama, das über die übliche Künstlerbiographie hinausgeht. Eingeteilt in zwei prägende Lebensabschnitte, wird die Entwicklung vom aufmüpfigen enfant terrible, das sich mit dem Kunstestablishment anlegt, zum anerkannten Künstler, der sich den Herausforderungen durch Krankheit und Alter mit enormer Schaffenskraft entgegenstellt, gezeigt. 

Regisseurin Yukiko SODE zeichnet in Aristocrats, nach dem Roman von Mariko YAMAUCHI, das verstörende Bild der noch immer sehr traditionell wirkenden Klassenverhältnisse in Japan und einer aus der übrigen Welt herausgehobenen, unantastbaren Oberschicht. Als ein einflussreiches Mitglied dieser Elite in einem manipulativen Doppelspiel zwei Frauen betrügt, wird ihnen die Bedeutung von Klasse und Geschlecht nur allzu deutlich vor Augen geführt. 

In der japanischen Award Season mit Preisen geradezu überhäuft wurde das Transgender Drama Midnight Swan des Regisseurs Eiji UCHIDA, der hier sehr behutsam an seine Charaktere herantritt. Die junge Ichika wird von ihrer alkoholkranken Mutter zur Tante Nagisa nach Tokyo verstoßen. Diese ist vor allem mit den Schwierigkeiten ihres eigenen Lebens beschäftigt und lebt als Transgender Person eher am Rande der Gesellschaft. Sich gegenseitig äußerst fremd, müssen die beiden Frauen ihre parallele Einsamkeit überwinden.

Von der jungen Regisseurin Momoko FUKUDA, sie war 2019 bei Japannual in Wien zu Gast (My Father, The Bride), zeigen wir gleich zwei neue Filme. Zum einen ist es das 2020 entstandene Coming-of-Age Drama My Name Is Yours basierend auf autobiografischen Novellas der Regisseurin selbst. Der zweite Film der Regisseurin in unserem Programm ist der nagelneue Will I Be Single Forever?, den Japannual stolz hier als Weltpremiere präsentieren darf. Nach der Manga Vorlage von Mari OKAZAKI, setzt sie sich mit den Beziehungsvorstellungen verschiedener Frauen in Japan auseinander, die vor allem um eines bemüht sind: Selbständigkeit!

Von der indigenen Bevölkerungsgruppe der Ainu handelt Ainu Mosir von Regisseur Takeshi FUKUNAGA. Er stammt selbst von der nördlichen Insel Hokkaido und hat seinen Film in eine enge Dorfgemeinschaft der dortigen Urbevölkerung angesiedelt. Der jugendliche Kanto fühlt sich gefangen in den Pflichten der Tradition, schließlich ist der folkloristische Tourismus die Haupteinnahmequelle seiner Gemeinschaft. Als einer der Dorfältesten ihn in tiefergehende Traditionen einbinden möchte, spitzt sich dieser Konflikt weiter zu. Alle Rollen werden von Ainu Laiendarstellern verkörpert, sie tragen sogar ihre realen Vornamen.

Ebenfalls einem sehr ernsten Thema widmet sich Thomas ASH (als Gast in Wien bei Japannual 2019 mit der Doku Sending Off) in seinem jüngsten Dokumentarfilm Ushiku: Ash besucht die Insassen eines Flüchtlings-Internierungslagers, die auf unbestimmte Zeit auf eine Entscheidung des japanischen Staates warten. Mit versteckter Kamera hört er den erschütternden Erzählungen der Festgehaltenen zu, zermürbt zwischen Hungerstreik und kurzzeitiger Ausgeherlaubnis. „Eine Ungerechtigkeit olympischen Ausmaßes” nennt der Regisseur diese Umstände im Jahr der Olympischen Spiele in Tokyo und versucht schließlich selbst politische Unterstützung für die Vergessenen zu organisieren. 

Deutlich bunter ist die Welt der Animes bei Japannual 2021 und so haben wir nicht nur beschlossen gleich drei davon in unser diesjähriges Programm aufzunehmen, sondern ihnen sogar einen Extra Tag im Anschluss an das offizielle Festival zu widmen. Am 11. Oktober zeigt Japannual zuerst den Anime im klassischen Stil Josee, the Tiger and the Fish um die kreative Beziehung zwischen einem jungen Meeres-biologen und der an den Rollstuhl gebundenen Josee. Danach folgt das bildgewaltige Fantasy Epos The Deer King, das wir in Kooperation mit dem Slash Filmfestival zeigen und schließlich der visuell herausragende Animationsfilm Poupelle of Chimney Town des Studios 4°C, der bereits beim Animationsfestival von Annecy für Furore gesorgt hat. Seine Botschaft: Schau nach oben und entdecke die verborgenen Sterne! 

Entdecken Sie mit uns die verborgenen Sterne am ausgedehnten Firma-ment des japanischen Filmschaffens und besuchen Sie Japannual 2021.