Ankunft in Aso & erste Schritte in die Feldforschung

20.07.2018

Tag 3 - 18.07.2018

von Stefan Aichholzer

Um 09:00 Uhr fanden wir uns alle mit Koffer und Taschen im Schlepptau in der Lobby des Seinen Kaikan (青年会館) ein und nach Rückgabe der Zimmerschlüssel machten wir uns auch sogleich in zwei Gruppen auf den Weg zum Bahnhof. Die erste Etappe auf unserem Weg nach Aso führte uns von Suizenji (水前寺) mit dem Zug nach Ōzu (大津), wo wir erst auf den Bus warten mussten. Dieser kam geschlagene 20 Minuten zu spät, jedoch konnten wir im klimatisierten Wartezimmer zumindest der vormittäglichen Hitze entgehen. Um 10:50 war es dann soweit. Die Busfahrt selbst verlief ruhig und unspektakulär – bis wir an den Rand des Aso-Tals kamen. Zwar hatte ich die Chance aus dem Flugzeug bereits einen Blick auf das Tal zu werfen, jedoch wirkte dieses aus der Nähe umso eindrucksvoller.

Wie ein Krater, ein Loch in der Landschaft, eine grüne Ebene umgeben von Bergen und in der Mitte der Vulkan Aso, der sowohl wie eine behütende Gottheit, als auch gleichzeitig wie eine drohende Naturgewalt emporragt. Im Tal selbst angekommen wirkte die Aso-Region jedoch wie jede typische japanische ländliche Gegend: Wälder, Reisfelder und kleine Siedlungen. Bei genauerem Hinsehen zeigten sich aber auch die Spuren des letzten großen Erdbebens. So wird gerade an einem Tunnel gebaut, um eine bessere Verbindung nach Kumamoto zu schaffen. Auch die Anzahl an Zügen Richtung Ōita wurde kürzlich erst wieder gekürzt und Tourismus findet nur mehr in kleinerem Ausmaß statt. Als wir aus dem Bus stiegen, wurden von der schwülen Mittagshitze empfangen. Dieser widerstehend machten wir uns auf den Weg zu unseren Unterkünften, wo wir auf einige Schulkinder trafen, welche uns mit deutschen „Hallo“s und „My name is Johnny!“s begrüßten. Nach einem kurzen Stopp im Supermarkt und einem Fußmarsch von gefühlten zehn Kilometern unter der Mittagssonne erreichten wir unsere Herberge Yui (結), ein Holzbau aus der Meiji-Zeit, ohne Klimaanlage aber dafür von Bäumen beschattet und von plätscherndem Wasser umgeben. Nach einer kurzen Einführung in die Hausregeln war nun etwas Zeit, sich von der Sonne zu verstecken. Ich nutzte die Gelegenheit mich im Tatami-Zimmer hinzulegen und den Zikaden zu lauschen, deren Gesang ich nach wenigen Minuten mit einem leichten Schnarchen begleitete. Leider war der Tag für uns aber noch nicht vorbei.

Um 15:00 Uhr fanden wir uns im Rathaus ein, wo uns der Vizebürgermeister und ein Kameramann vom Aso Web TV empfingen. Nach einem kurzen Pläuschchen und nostalgischen Rückblick auf die Aso-Erfahrungen unserer Vorgänger wurden wir mit dem Kleinbus zum Jugendaustausch Zentrum von Aso (国立阿蘇青少年交流の家) gebracht, wo man einige Fahrräder für uns bereitgestellt hatte. Ich fand eines welches auf den ersten Blick halbwegs funktionstüchtig wirkte. Aufgrund meiner Größe musste ich mich zwar zwischen Lenken und Treten entscheiden, da meine Knie am Lenker und meine Füße am Vorderrad anstanden und somit ein gleichzeitiges Durchführen dieser Bewegungen unmöglich machte, aber zumindest war genügend Luft in den Schläuchen. Nach dem alle Sattel eingestellt und Fahrradschlösser verteilt waren, fuhren wir mit den Rädern zurück zu unseren Unterkünften, wo sich erneut ein kurzer Moment ergab, sich in den Schatten zurückzuziehen und die schweißgetränkte Kleidung trocknen zu lassen.

Uns bat sich nun die Möglichkeit alleine, oder in kleinen Grüppchen, die Gegend zu erkunden und erste Beobachtungen anzustellen. Im Gespräch mit einer netten älteren Dame ergaben sich auch sogleich zwei Leitmotive, die uns noch in den nächsten Tagen begleiten sollten: „Nicht viel los“ und „Es ist sehr heiß“. Um 19:00 trafen wir uns dann wieder beim Abendessen, wo wir bei rohem Tintenfisch, Frittiertem und anderen Leckereien unsere Ergebnisse besprachen und auch gleich bemerkten, dass wir in den nächsten Tagen noch einiges zu lernen haben würden, vor allem was Feldforschung betrifft. Für die meisten endete der Tag hier, einige von uns zogen aber noch weiter in ein anderes Lokal, wo wir den Abend bei Steak, rohem Pferd und kühlem Bier ausklingen ließen.

Hier auch noch das Video, das im Rathaus durch Aso Web TV aufgenommen wurde: http://webtv-aso.net/ns/news/ns180720002/

Für viele der StudentInnen war dies der erste Eindruck, den sie von Aso gewinnen konnten.

Die Gruppe trifft im Rathaus auf den Vizebürgermeister für ein kurzes Kennenlernen.

Nicht nur Reisfelder, auch unzählige Gemüsegärten lassen sich neben den Straßen ausfindig machen - hier zum Beispiel die in Kumamoto ansäßige "lange Aubergine" (長茄子).