Culture at Work. Kultureller Wandel und Arbeitszufriedenheit in einem multinationalen Konzern in Japan

09.11.2017

Matthias Huber (Universität Wien) | Donnerstag, 09. November 2017, 18:30

Japanische Arbeitskultur ist ein stark diskutiertes Thema in der globalen Medienlandschaft. Japanische Angestellte gelten als unzufrieden, und das Klischee des überarbeiteten salaryman, der bis zum wortwörtlichen Umfallen arbeiten muss, bietet eine plausible Erklärung. Die Forschung bestätigt die oft damit verbundene Grundannahme: Japan verzeichnet in der industrialisierten Welt die niedrigsten Werte für Arbeitszufriedenheit. Doch diese Eckdaten sind als Beschreibung der japanischen Arbeitskultur heute nicht mehr ausreichend: Umstrukturierungen, Unternehmensfusionen und ein wachsender Druck zur Internationalisierung fördern zunehmend Problematiken zu Tage, die einen neuen, unvoreingenommenen Blick auf die japanische Arbeitswelt verlangen, um aktuell relevante Problemfelder zu identifizieren.

Forschungsergebnisse zu diesem Thema, die am Puls der Zeit entstehen, gibt es nur wenige. Ziel dieses Forschungsprojekts ist es daher, mit einer auf Bourdieu basierenden praxiszentrierten Methode eine zeitgemäße Fallstudie zur Arbeitszufriedenheit zu entwerfen. Anhand von 40 Interviews und einer 5-monatigen Phase der teilnehmenden Beobachtung wird aufgezeigt, dass es jenseits der bekannten Klischees noch weitere Faktoren gibt, wie z.B. Produktzyklen oder Managementkulturen, die für das Thema Arbeitszufriedenheit heute relevant sind, und dass Unzufriedenheit sich oft unter Arbeitsbedingungen verbirgt, die auf den ersten Blick unproblematisch Erscheinen.

Im Zentrum dieses Vortrages stehen vorläufige Ergebnisse der Feldforschung in einem multinationalen japanischen Industriekonzern, der von einem nicht-japanischen Konkurrenten aufgekauft wurde und somit exemplarisch für eine im Wandel begriffene Arbeitswelt gelten kann.

Matthias Huber ist Doktorand und Mitarbeiter des Instituts für Ostasienwissenschaften der Universität Wien mit Spezialgebiet Kultursoziologie. Er wirkt an den Forschungsprojekten „Aso 2.0“ sowie „Elterliches Wohlbefinden: Ein Deutsch-Japanischer Vergleich“ der japanologischen Abteilung mit. Von 2016-2017 betrieb er Feldforschung in einem japanischen Industriekonzern, unterstützt durch ein Stipendium des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokio.